Glücksrezept V: Distanz üben

Das Pferd von hinten aufzäumen: Rafael Fried findet sein Glück, indem er Unglück vermeidet.
Von  Gastbeitrag

Für meinen Selbstversuch habe ich mir nicht etwa die Frage «Was macht mich glücklich?» gestellt, sondern: «Was macht mich unglücklich?» Glück und Unglück reichen sich doch eigentlich die Hand, also habe ich mir etwas herausgepickt, das mich unglücklich macht und bewusst versucht, einen Bogen darum zu machen. Die Rede ist von Internetkommentaren, wie es sie heute auf nahezu jedem Newsportal gibt, und wo jeder dritte Kommentator sich selbst für den einzig wahren Experten auf dem jeweiligen Gebiet hält.

Meine Herangehensweise an diese Thematik war simpel: Ich musste einfach möglichst vielen Kommentaren auf Newsportalen, YouTube, Facebook usw. aus dem Weg gehen. An den ersten beiden Tagen war das für ein Gewohnheitstier wie mich gar nicht mal so einfach, doch bereits ab dem dritten Tag funktionierte es überraschend gut. Ich spürte überhaupt kein Verlangen mehr, irgendwelche Kommentare zu aktuellen Nachrichten zu lesen.

20140606-HUE_5572

Rafael Fried

Und tatsächlich hat mich diese Methode etwas glücklicher gemacht. Selbstverständlich ist es keine dauerhaft anhaltende Phase des erfüllenden Glückes. Viel eher ist es eine im Grunde simple Art und Weise, wie ich mich selber von kleinen Dingen zu distanzieren versuche, die mich im Alltag mehr oder weniger unbewusst begleiten. Und die mich unglücklich machen, da sie mir ja eigentlich auf den Zeiger gehen. Ich für meinen Teil plane zumindest, Internetkommentaren von nun an auch weiterhin nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Auch wenn mir das manchmal schwer fällt.