Freaky und zauberhaft, aber ohne Klimbim
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Glühwein macht gefügig. Und er verstopft die Innenstadt mit angesäuselten Ansäuslern. Ob wir wollen oder nicht, bald kommt wieder die grosse Geschenkeschlacht, und mit ihr die Fressorgien, die Singerei und die warmen Herzen.
Davor zu flüchten wird jedes Jahr schwieriger, hat man das Gefühl. Drum kommt Molly Nilsson gerade recht. Der Synth-Pop der Wahl-Berlinerin aus Schweden hat ebenfalls eine warme, sentimentale Süsse, ähnlich wie Glühwein, aber ohne den absatzfördernden Beigeschmack.
Morgen Dienstag gastiert sie in der Grabenhalle, mit Zenith im Gepäck, ihrem sechsten Album, das im September erschienen ist. Die 13 Tracks darauf sind allesamt Eigenkompositionen, vollständig selber produziert und abgemischt – bei ihr zuhause, wie sie es immer tut.
Nilsson habe schon immer das Zeug zum It-Girl gehabt, schreibt denn auch das Wiener «Journal für Musik» – «aber in einer souveränen Do-It-Yourself Version».
Konzert: 15. Dezember, 20:30 Uhr, Grabenhalle St.Gallen. Support: Sally Dige (CAN) und Apostille (UK)
Der Sound der Skandinavierin klingt ein bisschen so, wie man sich das Weihnachtsessen wünschte: gross im Gefühl und klein im Kreis, freaky und zauberhaft, aber ohne Klimbim. Und nach einigen Gläsern Wein kippt die Stimmung hoffentlich ins Rauschhafte, vielleicht auch ins Melancholische – jedenfalls ist es waveiger Dreampop im besten Sinn.